Vorwort von Prof. Popp
In einer Zeit, die geprägt ist von unübersehbaren Konflikten in der Verzahnung technischer Fortschritte und ethischer Bedenken, von steigender Ratlosigkeit gegenüber Informationsüberflutung einerseits und dem Mangel an Glaubwürdigkeit anderseits, fällt es natürlich immer schwerer, den Nutzen, die Konsequenzen oder die Risiken von Neuerungen korrekt zu beurteilen.
Das trifft insbesondere auf Gebiete zu, die als „Außenseiter-Methoden“ oft bereits abgestempelt sind, bevor man sich überhaupt damit befassen kann. Solche „alternativen“ medizinischen Verfahren vertreten den Standpunkt, dass „sanfte“ Impulse, richtig eingesetzt, mehr bewirken können, als „chemische Keulen“ oder starke, oft am Rande der Verträglichkeit angesiedelte therapeutische Maßnahmen einer „Apparatemedizin“. Wir tappen hierbei noch im Dunkeln, sollten aber nicht in den Fehler verfallen, ungeprüft und ohne sorgfältige Abwägung die eine Alternative der anderen vorzuziehen oder sie gar zu verteufeln.
Der viel zitierte Spruch „Wer heilt hat Recht“ ist sicher nicht der Weisheit letzter Schluss, aber in einer Situation der Unsicherheit auch in keiner Weise verwerflich.
In diesen Problemkreis passt fast paradigmatisch die Behandlung, die von Richard Breuer entdeckt und vielfach zum Wohl des Patienten eingesetzt wird. Es sind schwache mechanische Impulse, die er mit seinen Händen appliziert, und er beruft sich auf seinenTastsinn, den er wie kaum ein anderer schulen konnte. Die Methode muss nicht deshalb falsch sein, weil sie von ungeschulten Personen nicht nachvollzogen werden kann. Seit vielen Jahren streiten beispielsweise Befürworter und Gegner der chinesischen Medizin darüber, ob es einen "RAC" gibt oder nicht. Darunter versteht man schwache Veränderungen des Pulsrhythmus, die - bis heute - nur von geschulten Personen mit der Hand zu ertasten sind.
Versuche, sie zu objektivieren, schlugen nicht unbedingt deshalb fehl, weil es den "RAC" nicht gibt, sondern auch nach Auffassung von Wissenschaftlern, die sich des Problems annahmen, allein nur deshalb, weil unsere Messinstrumente nicht so sensitiv sind wie die Sensoren unserer subjektiven Wahrnehmung, auch und hier insbesondere über die Tastsinneswerkzeuge. Richard Breuer weist mit Recht auf diesen Umstand hin, und es ist anzunehmen, dass er diese sensiblen Signale der Haut wahrnehmen und therapeutisch nutzen kann.
Diese Entdeckung wird, wenn sie sich eines Tages objektivieren lässt, die Medizin grundlegend befruchten und als wesentlicher Fortschritt auch anerkannt werden. Ich neige dazu, Herrn Richard Breuer zu ermuntern, sich nicht unterkriegen zu lassen und seine besonderen Fähigkeiten in der Ausübung dieser Methode weiter zu pflegen. Und ich setze auf die Hoffung, dass es sich hier um einen wichtigen Kanal neuer nicht-invasiver und segensreicher Therapiemethoden handelt.
Es wäre frevelhaft, eine solche Chance durch unberechtigte Voreingenommenheit zunichte zu machen.
Es gibt keinen objektiven Anlass, an der Wirksamkeit der Therapie zu zweifeln. Es gibt aber eine Vielzahl von Argumenten, die Breuers Entdeckung rechtfertigen könnten. So seine unerschrockene und hartnäckige Einstellung, durchzuhalten und Menschen zu helfen. Ich könnte das nicht verstehen, wenn er nicht selbst von den Erfolgen überzeugt wäre. Es ist diese Überzeugung, die ihn von vornherein dagegen schützt, ihn in Frage zu stellen.